Eine Meeresschildkröte auf Reisen

Ich schlüpfe aus meinem Ei und blinzele in die Helligkeit. Um mich herum krabbeln meine Geschwister und gemeinsam kämpfen wir uns durch den warmen Sand. Mein Name ist Grüna und ich bin eine kleine Meeresschildkröte. Mein Abenteuer beginnt hier, am Strand, wo ich geboren wurde.

Der Ozean ruft uns und wir folgen seinem Ruf. Ich spüre den Wind auf meinem Panzer, während ich mich dem Wasser nähere. Die Wellen begrüßen uns mit ihrer kühlen Umarmung und plötzlich bin ich in einer neuen Welt. Hier ist alles anders: das Licht, die Geräusche und das Gefühl der Schwerelosigkeit.

Ich schwimme, so schnell ich kann, weg vom Strand, denn ich habe gehört, dass dort Gefahren lauern. Im Wasser fühle ich mich sicherer. Meine Flossen bewegen sich kräftig und ich sehe meine Geschwister um mich herum, die ebenfalls voller Energie sind.

Unsere Reise führt uns weit hinaus ins offene Meer. Hier gibt es viel zu entdecken. Bunte Fische schwimmen an uns vorbei und manchmal sehe ich große Schatten über uns gleiten. "Das sind Wale", erklärt mir eine ältere Schildkröte, die ich unterwegs treffe. Sie heißt Taro und ist schon viele Male gereist. Taro erzählt mir von den Strömungen, die uns helfen, weite Strecken zu überwinden.

"Wir folgen dem warmen Wasser", sagt Taro. "Es bringt uns zu Orten, wo es viel zu fressen gibt." Ich lerne, dass wir Meeresschildkröten große Strecken zurücklegen, um Nahrung zu finden und irgendwann wieder zu dem Strand zurückzukehren, an dem wir geboren wurden.

Während wir reisen, sehe ich viele Wunder. Einmal schwimmen wir durch ein riesiges Korallenriff, das in allen Farben leuchtet. Die Fische dort sind neugierig und spielen mit uns. Ein anderes Mal begegnen wir einer Gruppe von Delfinen, die fröhlich um uns herum springen. Ihre Freude steckt uns an und wir schwimmen ein Stück mit ihnen.

Die Tage vergehen und ich werde größer und stärker. Ich lerne, wie man Quallen fängt und welche Algen besonders lecker sind. Manchmal sehe ich andere Schildkröten, die in der Sonne auf Felsen ruhen und ich geselle mich zu ihnen, um mich auszuruhen.

Eines Tages bemerke ich, dass das Wasser kühler wird. Taro erklärt mir, dass es Zeit ist, umzudrehen und nach Hause zu schwimmen. Der Gedanke, den Strand wiederzusehen, erfüllt mich mit Aufregung. Ich frage mich, ob ich ihn wiedererkennen werde.

Auf dem Rückweg begleite ich Taro und andere Schildkröten, die ebenfalls heimkehren. Wir schwimmen gegen die Strömung, aber unsere Flossen sind stark und wir machen gute Fortschritte. Ich spüre, dass ich gewachsen bin, nicht nur an Größe, sondern auch an Erfahrung.

Als wir uns dem Strand nähern, fühle ich, wie mein Herz schneller schlägt. Der Sand, den ich unter meinen Flossen spüre, ist vertraut und die Geräusche der Wellen sind wie ein Lied, das ich schon lange kenne. Ich bin zurück, an dem Ort, an dem alles begann.

Ich krabble an Land und finde einen Platz, um mich auszuruhen. Die Sonne wärmt meinen Panzer und ich blicke auf das Meer hinaus. Ich weiß, dass ich eines Tages wieder aufbrechen werde, um neue Abenteuer zu erleben. Doch jetzt genieße ich den Moment, die Rückkehr an diesen besonderen Ort.

Ich möchte mich hier aber nicht nur ausruhen, sondern auch vielen neuen Schildkrötenbabys ein Leben schenken. Denn hier vergrabe ich meine Eier im Sand, es sind fast einhundert Stück. Bald werden daraus die Babys schlüpfen, so wie ich es vor einiger Zeit auch getan habe.

Bevor ich wieder weiterziehe versammeln sich die anderen Schildkröten um mich. Wir teilen die Geschichten von unserer Reise. Ich bin dankbar für die Freunde, die ich gefunden und die Wunder, die ich gesehen habe. In meinem Herzen weiß ich, dass ich immer ein Teil dieser großen, weiten Welt sein werde, die uns alle miteinander verbindet.

Und so endet mein erstes großes Abenteuer, aber ich weiß, dass es nur der Anfang ist. Denn als Meeresschildkröte bin ich ein Teil des Ozeans und der Ozean ist ein Teil von mir.

Gute N8i

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