Der Füller und die Tinte der Gedanken
In einem kleinen, versteckten Dorf, irgendwo tief in den Bergen, liegt ein eigentümlicher Füller namens Tintelix auf einem alten Schreibtisch. Tintelix hat die besondere Eigenart, laut zu schnarchen, wenn er nicht benutzt wird und ein Nickerchen macht. Doch noch ist er hellwach und voller Energie, denn sein Besitzer, der junge Elf Lirios, wird ihn jetzt in die Hand nehmen.
"Lass uns ein neues Abenteuer beginnen, Tintelix!", ruft Lirios und taucht die Spitze in das geheimnisvolle Tintenfass der Gedanken. Die Tinte darin ist nicht gewöhnlich, sie erzählt Geschichten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Tintelix kichert leise, denn die Tinte kitzelt ihn immer ein wenig an seiner Nase.
Lirios beginnt zu schreiben, und sofort entfaltet sich eine Welt aus lebendigen Bildern. Die Tinte auf dem Papier formt sich zu einem riesigen, tanzenden Baum, dessen Äste wie Arme im Wind schwingen. Plötzlich bläst genau solch ein Windstoß durch das Zimmer und die Seiten des Buches flattern wild. "Oh nein, Tintelix! Der Wind will unsere Geschichte stehlen!", ruft Lirios und hält das Buch fest.
Tintelix liebt diese kleinen Abenteuer. "Keine Sorge, Lirios. Wir haben noch viele Geschichten in uns, selbst wenn diese wegfliegen würde." Der Wind beruhigt sich, Lirios schmunzelt und schreibt weiter. Die Tinte erzählt von einem Eichhörnchen, dass in dem Baum wohnt und gerne Nüsse versteckt, aber immer vergisst, wo.
Lirios kritzelt gerade die nächste Szene, als Tintelix plötzlich müde wird und kurz darauf ein leises Schnarchen von sich gibt. "Ach nein, du kannst doch jetzt nicht einschlafen Tintelix?", murmelt Lirios, während sich der Füller gemütlich zum Mittagsschlaf auf dem Papier zusammenrollt.
Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Jedes Mal, wenn Tintelix schnarcht, vibriert seine Spitze leicht auf dem Papier. Die Tinte der Geschichte mit dem Eichhörnchen wirft dadurch kleine Wellen, wie Wasser auf einem See. Das Eichhörnchen wird davon ganz wackelig, es schwankt auf seinem Ast, als würde es auf einer Mini-Schaukel sitzen. Und als der Füller einmal besonders tief schnarcht, rollt die Tinte auf dem Papier wie große Welle über die Seite, so, dass das Eichhörnchen kurzzeitig aussieht, als würde es auf der Welle surfen. Doch kaum ist der Schnarchstoß vorbei, steht es wieder stabil auf dem Ast, als sei nichts geschehen.
Lirios kann nicht anders, als zu lachen. "Na toll, Tintelix, du hast deine eigene kleine Tinten-Erdbeben-Funktion entwickelt!" Dann schüttelt er lachend den Kopf. "Nur du, Tintelix, kannst selbst ein Nickerchen zu einem Erlebnis machen."
Die Wellen in der Tinte beruhigen sich langsam wieder und das Eichhörnchen wippt leicht auf der Stelle, als hätte es mitgetanzt. Dann ist wieder Ruhe und nur das leise, regelmäßige Schnarchen von Tintelix bleibt zurück, wie ein sanftes Trommeln im Hintergrund der Geschichte.
Lirios schmunzelt und nimmt den Füller wieder in die Hand. "Hast du ausgeschlafen, Tintelix? Dann können wir das Abenteuer des Eichhörnchens weiter aufschreiben."
Und so schreiben die beiden die Geschichte weiter auf das Papier. Von dem einem kleinen Eichhörnchen, das surfen kann, immer seine Nüsse vergisst und trotzdem glücklich ist.