Der Elf Lumor hat heute Pech
Mitten im Magiewald steht Lumor, der Elf, und schüttelt ungläubig den Kopf. "Warum muss das ausgerechnet mir passieren?", murmelt er vor sich hin und betrachtet seine nassen Füße im klaren Wasser des Baches. Der Morgen hat gerade erst begonnen und schon ist alles durcheinander.
Normalerweise hüpft Lumor mit Leichtigkeit über die Steine auf die andere Seite des Bachs, aber heute rutscht er aus und platscht mitten ins Wasser. Klatschnass und mit tropfendem Haar läuft er ans Ufer. "Heute ist wirklich nicht mein Tag", denkt er, während er sich das Wasser aus den Ohren schüttelt.
Lumor ist ein Elf mit einer besonderen Aufgabe: Jeden Morgen bringt er Licht in die Höhle der magischen Welt, wo alle Tiere einen sicheren Unterschlupf finden. Doch heute scheint alles schiefzugehen. Der Bach, der sonst so ruhig fließt, hat ihn überrascht. Ein unglücklicher Schritt und schon war er hineingefallen. Das Licht, das er mit sich trägt, ist erloschen und ohne Licht kann er seine Aufgabe nicht erfüllen.
"Was mache ich nur?", fragt sich Lumor und setzt sich auf einen moosbewachsenen Stein am Ufer. Er weiß, dass er Hilfe braucht, aber der Wald ist groß und die Zeit drängt. Plötzlich raschelt es im Gebüsch und ein kleiner Feuersalamander kriecht heraus. Sein Körper leuchtet in einem warmen Rot und Orange, als hätte er die Sonne in sich gefangen.
"Du siehst aus, als könntest du etwas Feuer gebrauchen", sagt der Salamander mit einem schelmischen Lächeln. Lumor nickt eifrig. "Du kommst genau richtig. Kannst du mir helfen?", fragt er hoffnungsvoll. Der Salamander nickt und pustet eine kleine Flamme in Lumors Richtung. Die Flamme tanzt fröhlich und springt über Lumors Hände, bis sie das Licht entzündet, das er trägt.
Dankbar verbeugt sich Lumor vor dem Salamander. "Du hast mir sehr geholfen. Wie kann ich mich revanchieren?" Der Salamander zuckt mit den Schultern. "Vielleicht kannst du mir eines Tages helfen, wenn ich in Not bin", schlägt er vor. Lumor verspricht es, verabschiedet sich und macht sich weiter auf den Weg zur Höhle.
Der Weg durch den Wald ist lang und voller kleiner Hindernisse. Einmal bleibt Lumor mit seinem Umhang an einem Zweig hängen, ein anderes Mal stolpert er über eine Wurzel. Doch das Licht leuchtet wieder und das gibt ihm Mut. Endlich kommt er bei der Höhle an, aber die Tür ist verschlossen. "Das kann doch alles nicht wahr sein", murmelt er und klopft vorsichtig an.
Zum Glück wird ihm die Türe geöffnet und darin wartet schon eine Gruppe neugieriger Waldbewohner auf ihn: Vögel, Eichhörnchen und sogar ein paar scheue Rehe. Sie alle wissen, dass Lumor das Licht bringt, das die Höhle erhellt und ihnen den Tag ankündigt. Mit einem Lächeln hebt Lumor das Licht hoch. Die Höhle erstrahlt in warmem Glanz.
Die Tiere klatschen begeistert mit ihren Pfoten und Flügeln. Lumor verbeugt sich noch einmal, dankbar für die Hilfe des Salamanders und froh, seine Aufgabe erfüllt zu haben. Dann springen die Tiere an ihm vorbei in den Wald, um den schönen Tag draußen zu verbringen. Heute Abend werden sie dann wieder in die sichere Höhle zurückkehren.
"Heute war ein besonderer Morgen", denkt Lumor, während er den Heimweg antritt. "Manchmal braucht wohl auch ein Elf ein wenig Hilfe."
Auf dem Rückweg summt Lumor ein fröhliches Lied, während die Sonnenstrahlen durch die Baumkronen tanzen. Der Bach plätschert leise, als wolle er sich für das Missgeschick entschuldigen. Lumor lacht und winkt dem Salamander zu, der ihm vom Ufer aus nachschaut. "Bis bald, mein Freund", ruft er, bevor er wieder im dichten Grün des Waldes verschwindet.
