Der Regenbogen-Erfinder
Der Himmel ist grau und schwer, als ein kleiner Junge durch die Straßen seiner Stadt läuft. Es ist ein typischer Regentag und die Pfützen glitzern im schwachen Licht. Er liebt solche Tage, denn sie sind voller Geheimnisse und Möglichkeiten. Während er durch die Pfützen springt, denkt er über die Magie der Regenbögen nach. Wie entstehen sie eigentlich? Diese Frage lässt ihn nicht los.
Mit einem energischen Sprung landet er in einer besonders großen Pfütze und beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Er rennt nach Hause, seine Schuhe quietschen bei jedem Schritt. Er stürzt in sein Zimmer, wo er eine kleine Werkstatt eingerichtet hat. Überall liegen bunte Papiere, Gläser und eine alte Taschenlampe. Er hat eine Idee, die ihn nicht mehr loslässt: Er will seinen eigenen Regenbogen erschaffen.
Während er seine Materialien ordnet, denkt er: "Wenn Sonnenlicht durch Regentropfen gebrochen wird, entstehen die Farben der Regenbögen. Aber was passiert, wenn ich mein eigenes Licht benutze?" Er nimmt die Taschenlampe und ein Glas Wasser. Vorsichtig richtet er das Licht durch das Glas. Doch statt eines Regenbogens entsteht nur ein schwacher Lichtstrahl. Er runzelt die Stirn. "Vielleicht fehlt etwas", murmelt er.
Der Regen prasselt gegen das Fenster und er überlegt fieberhaft, was er übersehen haben könnte. Er erinnert sich an seine Großmutter, die ihm einst erzählte, dass Regenbögen auch ein wenig Magie brauchen. "Vielleicht ist es das", denkt er schmunzelnd. "Ein bisschen Fantasie."
Er beschließt, es noch einmal zu versuchen, diesmal mit einem Hauch von Kreativität. So schneidet er kleine bunte Papierschnipsel aus Seidenpapier zurecht und legt sie ins Wasser. Als er die Taschenlampe erneut anknipst, tanzen die Farben im Wasser. Es ist nicht ganz das, was er sich vorgestellt hat, aber es ist ein Anfang.
Während er sein Experiment betrachtet, kommt ihm eine Idee. Vielleicht ist es nicht nur das Licht, das den Regenbogen ausmacht, sondern auch die Art, wie man ihn sieht. "Vielleicht ist jeder Regenbogen einzigartig, weil jeder ihn anders betrachtet", denkt er.
In diesem Moment öffnet sich die Tür und seine Mutter schaut herein. "Was machst du denn da?", fragt sie neugierig. Er zeigt ihr stolz seinen kleinen Regenbogen im Glas. "Ich habe meinen eigenen Regenbogen gemacht", erklärt er mit leuchtenden Augen. Seine Mutter lächelt und setzt sich zu ihm. "Weißt du, manchmal sind die besten Erfindungen die, die aus Neugier und Fantasie entstehen", sagt sie.
Er nickt und schaut wieder auf sein Werk. Er hat zwar nicht den perfekten Regenbogen erschaffen, aber er hat etwas viel Wichtigeres gelernt - die Verbindung zwischen Wissenschaft und Fantasie. Und dass es manchmal die kleinen Dinge sind, die eine große Magie in sich tragen.
Draußen lässt der Regen nach und die Sonne bricht durch die Wolken. Ein echter Regenbogen spannt sich über den Himmel, in all seiner Pracht. Der Junge lächelt und während er an seinem Fenster steht, beschließt er, immer neugierig zu bleiben und die Welt mit offenen Augen zu entdecken.
