Der singende Gnom und die Sonnenblume

In einem kleinen Garten, umgeben von hohen Mauern, lebt der Gnom Bo. Er ist ein besonderer Gnom, denn er kann wunderschön singen. Die Vögel tanzen zu seinen Melodien. Die Blumen richten sich auf, wenn seine Stimme durch die Luft schwebt.

Eines Tages entdeckt Bo im hintersten Winkel des Gartens eine junge Sonnenblume. Sie ist winzig und sieht traurig aus. Bo beschließt, ihr zu helfen und singt ab sofort jeden Tag für sie. Seine Lieder erzählen von der Wärme der Sonne, dem Glitzern des Morgentaus und der Ruhe der Nacht. Die kleine Sonnenblume beginnt zu wachsen. Ihre Stängel strecken sich dem Himmel entgegen, ihre Blätter entfalten sich, und bald blüht sie auf.

Doch die anderen Pflanzen im Garten werden neidisch. Die Rosen zeigen ihre Dornen, die Lilien neigen ihre Köpfe, und die Margeriten schließen ihre Blüten. Bo wird traurig, denn er möchte keinen Neid im Garten. Deshalb singt er nun für alle Pflanzen – über die Stärke der Rosen, die Anmut der Lilien und die Reinheit der Margeriten. Doch die Pflanzen hören nicht zu, sie sind zu sehr mit ihrem Neid beschäftigt.

Die Sonnenblume hingegen hat zugehört. Sie versteht durch die Lieder des Gnoms, dass ihre Kraft nicht nur von der Aufmerksamkeit kommt, die sie erhält. Sondern auch von dem Licht, dass sie selbst in sich trägt. Sie streckt sich der Sonne entgegen und leuchtet so hell, dass der ganze Garten in ihrem Glanz erstrahlt.

Die Pflanzen sehen, wie hell die Sonnenblume leuchtet. Sie verstehen, dass der Gesang des Gnoms nicht der einzige Grund für ihr Leuchten ist, sondern auch ihre innere Kraft sie zum strahlen bringt. Und diese Energie gibt sie nun an alle zurück. Sie bitten Bo um Entschuldigung und sagen, dass er wieder für alle singen soll. Und so singt Bo und der ganze Garten hört zu. Die Rosen zeigen ihre Blüten, die Lilien richten ihren Kopf auf und die Margeriten öffnen ihre Blüten.

Unter ihnen leuchtet die Sonnenblume, schöner als sie je gewesen ist. Wir alle können leuchten, denn wir haben das Licht in uns.