Die Sprache der Erdmännchen
Unter der Erde, in einem weit verzweigten Bau in der afrikanischen Savanne, lebt eine fröhliche Erdmännchenfamilie. Die Sonne brennt warm auf das goldene Gras, und die Luft flirrt über die weite Ebene. Eli, das jüngste Erdmännchen, spürt ein starkes Kribbeln im Bauch: Heute will er ein richtiges Abenteuer erleben.
Neugierig schlüpft er aus dem Bau und späht über das hohe Gras. Aufgeregt rennt er zu einem alten umgefallenen Baumstamm, der quer über der Ebene liegt. Dort wartet bereits sein Freund Lino, die Nase hoch in der Luft. "Komm! Ich habe etwas Spannendes gesehen!", ruft Lino mit einem hellen, pfeifenden Laut, den Eli sofort als Einladung zum Spielen versteht.
Bevor sie sich auf den Baumstamm wagen, bemerken Eli und Lino ihre Freundin Elenor auf einer kleinen Erhebung. Sie ist heute als Wächterin eingeteilt und sitzt aufrecht da, die Ohren spitz, die Nase in die Windrichtung gedreht. Mit einem leisen, hohen Pfiff signalisiert sie: "Hier ist alles in Ordnung - aber bleibt aufmerksam!" Während sie spielen, werfen sie immer wieder einen Blick auf Elenor. Jedes Zucken ihrer Ohren, jede Bewegung kann bedeuten, dass sie sich in Sicherheit bringen müssen - zum Beispiel, falls ein Greifvogel im Himmel erscheint.
Die beiden klettern auf den Baumstamm und entdecken eine kleine Öffnung am unteren Ende. "Da müssen wir rein!", flüstert Eli, und gemeinsam wagen sie sich. Drinnen ist es kühl und dunkel. Überall riecht es nach Erde und den Spuren anderer Tiere. Eli brummt leise - ein Geräusch, das Erdmännchen benutzen, um Neugier auszudrücken.
Plötzlich hören sie ein leises Rascheln. Eli erstarrt. Doch Lino stupst ihn an: "Keine Sorge, das ist nur ein kleines Nagetier." Beide beobachten, wie das Tier flink durch den Tunnel huscht. Noch tiefer im Baumstamm entdecken sie eine Kammer, die viel größer ist, als sie gedacht hätten. In der Mitte liegt ein kleiner Vorrat an Insekten, sicher versteckt unter Blättern und Steinen - ein geheimes Erdmännchen-Futterlager.
Plötzlich ertönen draußen die Warnrufe. Ein Schakal ist in der Nähe! Doch Elenor, die Wache, hat ihn rechtzeitig bemerkt und gibt den Alarmruf. Eli und Lino bleiben ruhig, drücken sich in die Schatten der Kammer. Dank der aufmerksamen Warnrufe der Wache schaffen sie es, unbemerkt abzuwarten und dann zurück in den Bau zu huschen. Sie sind der Gefahr entkommen und wieder in Sicherheit.
Zurück bei seiner Familie erzählt Eli aufgeregt von seinem Abenteuer. Die Wache Elenor war heute nicht nur ein Beobachter, sondern ein echter Lebensretter. Die Laute, Gesten und die Wachsamkeit der Erdmännchen zeigen, wie wichtig Zusammenhalt, Aufmerksamkeit und Kommunikation für die Gruppe sind.
Als die Sonne untergeht und die Sterne über der afrikanischen Savanne zu funkeln beginnen, denkt Eli an das geheime Futterlager, an die Warnrufe und an all die Lektionen, die er heute gelernt hat. In der weiten Savanne zu leben ist aufregend und spannend - und nur gemeinsam wirklich sicher. Zufrieden kuschelt er sich an seine Geschwister, das weiche Fell der Familie um ihn. Er genießt es, wie sie alle auf einem Haufen beieinander liegen, warm und nah. Denn Geborgenheit und Zusammenhalt - das ist es, was das Leben als Erdmännchen so schön macht.