Yusufs Abenteuer im Schnee
Als Yusuf die Tür öffnet, schaut er in ein Meer aus glitzerndem Weiß. Alles ist draußen voller fluffigem Schnee. Er zieht seine dicken Stiefel an und stampft los, Schritt für Schritt. Bei jedem Tritt machen seine Stiefel fröhlich plopp, als könnten sie es kaum erwarten, ins Abenteuer aufzubrechen. Seine rote Mütze zieht er sich tief über die Ohren - ein stiller Hinweis an den Winter, der ihm keine kalten Ohren machen soll.
Der Schnee liegt so hoch und weich, dass Yusuf meint, er könnte einfach hineinspringen und darin verschwinden wie in einer Zuckerwattewolke. Die Welt sieht aus, als hätte jemand eine gigantische Kuscheldecke ausgebreitet.
Am Treffpunkt, im Garten der Nachbarskinder stehen Elif, Tom und Emma schon bereit - mit perfekt runden Schneebällen, die aussehen wie die Ausrüstung einer geheimen Wintermission. "Operation Megaschneemann startet... jetzt!", ruft Yusuf und alle jubeln, als hätten sie auf genau diesen Satz gewartet.
Sie stürzen sich in die Arbeit. Yusuf und Tom rollen eine Schneekugel, die bald so groß ist wie ein Autoreifen. Elif und Emma bauen währenddessen den Kopf des Schneemanns.
Der Schneemann wächst. Und wächst. Und wächst. Irgendwann ist er fast so groß wie Yusuf - und mindestens doppelt so breit.
Dann kommt das Gesicht.
"Was nehmen wir als Nase?", fragt Emma und tippt sich bedeutungsvoll ans Kinn.
"Karotte ist doch total von vorgestern", sagt Tom.
Die Vorschläge werden immer verrückter: ein Löffel, ein Ast, eine Gießkanne - oder ein alter Schokoriegel aus Elifs Manteltasche!
Schließlich ruft Emma: "Oder ein roter Luftballon!"
Alle frieren für einen Moment ein - das ist es. Der perfekte Hauch Wahnsinn.
Yusuf sprintet nach Hause, pustet einen knallroten Ballon auf und kehrt triumphierend zurück. Vorsichtig setzen sie die Ballonnase ein. Sie leuchtet im Schnee wie ein kleines Herz, das für alle lacht.
Aber etwas fehlt.
"Ein Hut! Aber wirklich ein verrückter!", ruft Tom.
Sie suchen überall - hinter Büschen, unter Bänken, in einer alten Kiste, die Emma "Schatztruhe" nennt. Schließlich finden sie einen verbeulten Eimer, der aussieht, als hätte er schon tausend Abenteuer erlebt. Perfekt. Der Schneemann trägt ihn wie eine Krone. Ein König, der sein Reich aus Schnee bewacht.
Die Kinder treten zurück und bewundern ihr Werk.
"Das ist kein Schneemann", sagt Elif ehrfürchtig.
"Das ist ein Schneeriese", verbessert Tom.
"Ein Superstar", ruft Emma.
"Ein Kunstwerk!", sagt Yusuf - und die anderen nicken.
Im selben Moment taucht die Nachbarin am Fenster auf.
"Was für ein prächtiger Geselle!", ruft sie lachend.
Die Kinder strahlen, als hätten sie gerade ein Meisterwerk erschaffen.
Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Sie werfen Schneebälle. Sie rutschen den Hügel hinunter und fallen lachend in den Schnee. Und immer wieder schauen sie zu ihrem Schneemannkönig, der in der Mitte des Gartens thront.
Als die Sonne schließlich in den Bäumen versinkt und der Himmel rosa schimmert, ist es Zeit zu gehen.
"Morgen bauen wir ihm einen Freund", verspricht Yusuf.
"Oder einen Hund!", wirft Tom ein.
"Oder ein ganzes Schneedorf!", ruft Emma.
Alle stimmen begeistert zu.
Auf dem Heimweg prickelt die Kälte auf Yusufs Wangen, aber sein Herz glüht wie ein kleines Lagerfeuer. Der Schneemann mit Ballonnase und Eimerhut ist ihm schon jetzt ans Herz gewachsen.
Zu Hause erzählt Yusuf alles - von der Megaschneekugel bis zur glorreichen Ballonnase. Seine Eltern hören zu, als würde er von einer Expedition zum Nordpol berichten.
"Ich wette, er ist der schönste Schneemann weit und breit", sagt seine Mutter.
Später wirft Yusuf noch einen letzten Blick aus dem Fenster. Die Straßenlaterne taucht den Schneemann in goldenes Licht. Für einen Moment meint Yusuf, der Schneemann zwinkere ihm zu.
"Bis morgen", flüstert er zurück. Dieser Winter wird magisch, weiß Yusuf.